19. Dezember 2023

Ein Mehrzweckgebäude für den Betonelementbau

Im aargauischen Kölliken baut Peter Zwyssig, Polier der Hoch- und Tiefbau AG, für die Hochuli AG die erste Etappe des neuen Produktionsgebäudes. Eine Geschichte, die sich bislang vor allem unter der Bodenplatte abspielte, von 179 Pfählen, zahlreichen Fundamentvertiefungen und einer Hochspannungsleitung, die auf der gesamten Baustellenlänge nur eine eingeschränkte Krannutzung zulässt.

Text/Bilder: Anita Bucher

Die Hochuli AG in Kölliken baut aus. Das Traditionsunternehmen ist weitherum bekannt für hochwertige Bauprodukte, wie Kies, Beton und Betonelemente. Gerade die Sparte des Betonelementbaus hat sich in den letzten 30 Jahren stark entwickelt und zählt inzwischen 20 Mitarbeitende. Da die Nachfrage nach individuellen massangefertigten Betonelementen stetig steigt, der vorhandene Platz für Schreinerei und Produktion aber bereits jetzt knapp ist, hat man sich für den Neubau eines Mehrzweckgebäudes entschieden. Entstehen werden eine Produktionshalle, einige Büroräumlichkeiten, ein Pausenraum und Nebenräume. Nebst Raum zum Arbeiten sollen mit dem Neubau auch die Abläufe optimiert werden.

Um- und Neubau bei laufendem Betrieb
Der 90 Meter lange Neubau kommt hinter der bisherigen Produktionshalle zu stehen. Damit die Produktion auch während des Ersatzbaus weiterlaufen kann, wird das neue Mehrzweckgebäude in zwei Bauetappen erstellt. Die erste Bauetappe umfasst rund dreiviertel des Neubaus. Danach muss zuerst die bestehende Produktion ins neue Gebäude verlagert werden, bevor in einer zweiten Bauetappe der restliche Teil rückgebaut und neu erstellt werden kann.
Der nordwestliche Teil des Neubaus kommt auf festen Kiesboden, der östliche Teil der ersten Bauetappe wird auf weicherem Baugrund erstellt, somit war in diesem Teil eine Pfählung der Grundfläche unumgänglich, um die geforderten Tragfestigkeiten zu erzielen.

Bauen unter der Hochspannungsleitung
Eine besondere Herausforderung war die bestehende Hochspannungsleitung, die auf 20 Meter Höhe über das Gebäude führte. Für den Bau des MZG war es notwendig, diese höher zu legen. Während eines Zeitfensters von 14 Tagen wurde deshalb, die Hochspannungsleitung unterbrochen, die neuen und höheren Strommasten in die vorgängig erstellten Fundamente versetzt und die Leitungsverbindung wieder hergestellt. Während des Leitungsunterbruchs wurde die Zeit genutzt die Bohrpfähle unter der Leitung zu erstellen. Zeitgleich arbeitete Peter und sein Team an den Fundamenten unter dem Bodenplattenteil, wo keine Bohrpfähle notwendig waren.

Ein limitierter Kran und ein tiefer Kran
Mitte August konnte im hinteren Teil der Baustelle auf dem Vorplatz des bestehenden Gebäudes der erste Kran gestellt werden. Dieser hohe Kran ist jedoch auf zwei Seiten 3-D Begrenzt, damit er nicht näher als 9 Meter an die Hochspannungsleitung kommt. Somit musste weiterhin vieles von Hand und anderen Hilfsmittel gemacht werden erinnert sich Peter. Der Beton wurde mit einem Bagger, Förderband oder Pumpe in den vorderen Bereich der Baustelle gebracht, die der Kran nicht erreichen konnte.
Nachdem 179 Pfähle erstellt waren und die Hochspannungsleitung auf einer Höhe von ungefähr 25 Meter wieder in Betrieb genommen wurde, konnte die Hoch und Tiefbau AG die erste Etappe Bodenplatte erstellen, worauf anschliessend der zweite Kran, auf einer Höhe von 11 Meter unter der besagten Hochspannungsleitung aufgebaut wurde. Rote Fähnchen zeigen dabei die maximale Höhe an, auf welcher der Kran arbeiten darf.

Viel Arbeit unter der Bodenplatte
Zwischen August und Mitte November waren Peter und sein 6- köpfiges Team hauptsächlich mit den Arbeiten unter den Bodenplatten beschäftig. Mit Unterstützung von mehreren Subunternehmen galt es die 179 Bohrpfähle oben auszugraben, zu fräsen und auf die richtige Höhe zu kürzen, ohne die Bewehrung zu beschädigen. Es folgte der Einbau von Fundamentvertiefungen, um einen oder mehrere Pfähle. Dazu wurde um die 50 - 60 cm Durchmesser der Bohrpfähle eine 20 cm bis 1,30 m dicke Betonfundament mit den Massen 2,5 x 2,5 m bis maximal 4,8 x 4,8 m erstellt.
Dazwischen brachten die Bauarbeiter eine dämmende Misapor-Schicht ein, die verdichtet der Gebäudeisolierung dient. «Bis dahin hat der Bau eigentlich nur unter der Bodenplatte stattgefunden», erinnert sich Peter an die aufwendige Arbeit. – Apropos Bodenplatte: Diese ist bei meinem Besuch am 13. November 2023 noch nicht fertig betoniert. Grund dafür ist das regnerische Wetter, das seit Monatsbeginn die Schweiz fest im Griff hat.

Heikler Monobeton
Denn die Bodenplatte wird in Monobeton ausgeführt. «Aufgrund des Regens konnten wir bislang zwei der geplanten Etappen in Monobeton noch nicht ausführen», gibt der Polier Auskunft. Bereits seit Tagen studiert Peter die Wetterprognosen mehrmals täglich. «Diese Woche könnte der Mittwoch vielleicht passen», hofft er. Damit die Arbeiten stattfinden können, braucht er ein grösseres trockenes Zeitfenster. Nicht so wie bei der letzten Bodenplatte, als er trotz guter Wettervorhersage dennoch vom Regen überrascht wurde. «Das sieht man direkt im Beton», erklärt Peter und zeigt mir die unzureichende Fläche. Seine Unzufriedenheit darüber ist spürbar. Ändern kann man es nicht mehr. Bauen findet draussen statt. Das ist nun mal die Realität

Hohe Wände, runde Fenster
Weiter hinten sind Peter und sein Team in Zusammenarbeit mit weiteren Zulieferern an den vier Meter hohen Wänden dran. Darin kommen unterschiedlich grosse runde Fenster zu liegen. Somit wird auch im Design und mit der Arbeit am Bau des Multifunktionsgebäudes die Kompetenz der Hochuli AG für runde und komplexe Betonelemente aufgezeigt. «Die Zwischendecke auf über vier Metern Höhe wird happig», erzählt Peter. Diese wird ganze 50cm dick und soll, wie die Bodenplatte in Monobeton ausgeführt und fertig taloschiert werden. Darauf werden später das Obergeschoss und das Gebäudedach durch einen Metallbauer erstellt.
Trotz Regen kamen Peter und sein Team bislang ohne Verzögerungen durch den Bauprozess. «Aber wenn das Wetter nicht bald bessert, haben wir früher oder später schon ein Problem», erklärt er: «Denn die nächsten Wände sollten wir dort stellen, wo die Bodenplatte jetzt noch fehlt.»

Hohe Stützen betonieren, aber wie?
Eine weitere Herausforderung werden für ihn die Gebäudestützen. Sie werden die Hauptlasten des Gebäudes tragen und reichen bis unters Dach. Damit sind sie nur wenig tiefer als der Kran, der auf knapp 11 Metern steht. Dazwischen müssen aber noch Laufkatze und Betonkübel passen. «Ob wir da noch mit dem Kübel arbeiten können?» Peter zweifelt. Aber: «Irgendwie wird es dann schon gehen. Die Schalung muss man halt von unten montieren und demontieren und vielleicht müssen wir den Beton halt mit einer Betonpumpe einbringen» Peter zuckt die Schultern. Er ist schon zu lange Polier, um sich deswegen bereits heute Gedanken zu machen.
Es ist diese Erfahrung und Gelassenheit, die ihm seitens Bauherrin viel Wertschätzung einbringt: «Peter kenne ich seit 30 Jahren. Ich weiss, wie er arbeitet. Peter denkt mit und kann auch für komplizierte Aufgaben Lösungen auf Platz entwickeln. Das schätzen wir sehr», so Andres Bertschi, Geschäftsführer der Hochuli AG.

Erste und zweite Bauetappe
Die Vorfreude auf das neue Gebäude ist beim Hochuli-Team gross. «Wenn alles fertig ist, haben wir richtig viel Platz. Die Abläufe werden stark vereinfacht und es wird zusammengeführt, was zusammengehört. So wird man unter anderem mit dem Lastwagen durch die Halle fahren und direkt dort mit zwei Kränen auf- und abladen können.» Die erste Bauetappe dafür wird noch ungefähr bis zum Mai 2024 dauern. Dann ist der Umzug der Produktion ins neue Gebäude geplant und die Fertigstellung des Mehrzweckgebäudes wird für sieben Monate unterbrochen.
Die zweite Bauetappe, obwohl zeitlich noch weit weg, ist dennoch omnipräsent. «Schau hier sind bereits die Anschlussarmierungen der Bodenplatte mit dem ausgewaschenen Beton», erklärt mir Peter. «Wir arbeiten hierbei mit einem Verzögerer, damit wir genügend Zeit haben den Beton auszuwaschen.»
Im Dezember wird am anderen Ende des 90 Meter Baus ein dritter Kran gestellt, der ebenfalls unter der Hochspannungsleitung dreht und damit den westlichen Teil des Grundstücks abdeckt.
Bis zum Mai muss noch viel passieren auf Peters Baustelle. Nach den aufwendigen Bodenplatten-Arbeiten wird Peters Arbeit nun zunehmend auch von der Autobahn her sichtbar: «Meine eigentliche Arbeit als Hochbau-Polier geht damit eigentlich jetzt erst richtig los.»

Mehrzweckgebäude Hochuli AG
Ausmass:            60 auf 90 Meter. (89.92 x 57.32)
Bauzeit:               1. Bauetappe: August 2023 – Mai 2024
                             2. Bauetappe: Ab Herbst 2024 – Sommer 2025
Ausführung:        1. Etappe: Hoch- & Tiefbau AG Aarau/Buchs
                             2. Etappe: Estermann AG, Geuensee
Räume:                Produktionshalle, Büros, Pausenraum, Nebenräume
 

 

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