13. September 2023

Treppenhäuser: Holz vor Beton

Bei grossen Holzbauprojekten betonieren Baumeister Treppenhäuser oft dann, wenn auf der Baustelle ausser dem Untergeschoss noch nicht viel sichtbar ist. Zimmerleute montieren daran die vorgefertigten Holzbauteile. 
Timbatec hat diese Reihenfolge umgedreht, mit Erfolg.

Text: Simon Meier
Bilder: Timbatec

Zuerst wird der Holzbau aufgerichtet, anschliessend der flüssige Beton eingefüllt, das die neue Reihenfolge mit dem die Holzbauingenieure gute Erfahrungen gemacht haben. Die Umkehrung der Arbeitsschritte ist die logische Folge der heutigen Arbeitsweise, denn Holzbauer rechnen mit kleineren Toleranzen als Betonbauer. Die Holzelemente werden millimetergenau vorgefertigt. Diese Genauigkeit ist beim Betonieren auf der Baustelle nicht möglich. Darum plant Timbatec das Betonieren des Liftschachtes als letzten Puzzlestein ein.

Weniger Stahl und Beton nötig
Die Vorteile der neuen Vorgehensweise liegen auf der Hand: Es braucht deutlich weniger Stahlprofile und Schrauben, die Verbindung vom Holzbau zum Betonkern ist einfacher und die Bauzeit kürzer. Der Auf- und Abbau des Gerüstes und der Schalung für den Betonkern entfällt und die Menge des eingesetzten Betons kann reduziert werden. Dies bei gleicher Leistung: Der nachträglich eingegossene Beton ist form- und kraftschlüssig mit dem Holzbau verbunden. Die Treppenhauskerne dienen der statischen Aussteifung der Gebäude und stellen die Fluchtwege im Brandfall sicher.

Entwickelt für die Praxis
Das effiziente und ressourcenschonende Verfahren mit den nachträglich betonierten Treppenhauskernen hat Timbatec 2019 für das Haus Krokodil in Winterthur, einem Holzgebäude mit 248 Wohnungen, entwickelt. Seither wird es bei einer Vielzahl von mehrgeschossigen Holzbauten angewendet.


2-D und 3-D-Darstellung des nachträglich betonierten Treppenhauskerns: Die Anzahl nötiger Verbindungsmittel und die Stärke der Betonwand kann dank diesem Verfahren reduziert werden. 

Die 42 Millimeter dicken 3-Schichtplatten wurden für den Brandschutz auf der Rauminnenseite mit 3x15 Millimeter Gipsfaserplatte verkleidet. Auf der anderen Seite dient die Platte als verlorene Schalung für den Beton. Bis der Beton ausgehärtet ist, wird das Treppenhaus provisorisch verstärkt.

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