24. März 2022

Der Umsteiger

Der Umsteiger

Polier Tim Schuler (31) hat vor ein paar Jahren vom Tiefbau zum Gleisbau gewechselt, von der Baustelle ins Büro. Ein Wechsel, den er nie bereut hat. Als Quereinsteiger bei den SBB war er mit seiner Polierausbildung und seiner Erfahrung ein gesuchter Mann. Dennoch hat der Wechsel von der Strasse auf die Schiene ein ziemliches Umdenken erfordert.

Text: Anita Bucher

„Den Gleisbau als mögliches Berufsfeld habe ich lange gar nicht wahrgenommen“, erzählt Tim Schuler. Finden doch Bahn-Baustellen oft in der Nacht statt oder sind gut abgeschottet von der Öffentlichkeit. „Es ist nicht wie eine Strassenbaustelle, die man vom Trottoir aus mitverfolgen kann.“ 2017, nach 10 Jahren im Tiefbau war er, der gelernte Maurer und ausgebildete Polier aber parat für eine neue Herausforderung. Als bei seinem vorherigen Arbeitgeber Unstimmigkeiten vorherrschten war er darum nicht abgeneigt, als ihn sein Buder fragte, ob er sich einen Wechsel zu den SBB vorstellen könnte. „Mein Bruder war bei den SBB als Teamleiter im Unterhalt der Fahrbahnen tätig. In seinem Team war bereit seit Monaten eine Stelle als Auftragsverantwortlicher Fahrbahn vakant. Es gelang schlicht nicht, eine geeignete Person dafür zu finden.“ Tim Schuler brachte als eidg. Dipl. Tiefbaupolier die nötigen Voraussetzungen mit und wagte sich an das „Abenteuer Bahn.“

Rückblickend sagt er lachend: Es war ein absoluter Quereinstieg. Die Bahnwelt ist viel komplexer, als ich sie mir überhaupt hätte vorstellen können. Ganz anders, als im Tiefbau oder im Strassenbau, wo man für kurze Unterhaltsarbeiten einfach mal hinfährt, eine Absperrung errichtet und dann das Notwenige erledigt. Bei den SBB müssen wir viel weiter vorausdenken als wir es uns aus dem Hoch- oder Tiefbau gewohnt sind: Gleissperrungen, die Disposition von Bauzügen und Material muss von langer Hand geplant werden. Als er sich zum neuen Job bekannte, bestand er darauf, dass er zuerst eine gründliche Einführung auf SBB-Baustellen bekam. „Am Anfang bin ich als Handlanger mit den Leuten raus. Ich habe aber schnell dazu gelernt und die gemachten Erfahrungen waren wichtig für mein Verständnis für meinen heutigen Job.“

Inzwischen sitzt Schuler aber meistens im Büro. „Aktuell ist meine Arbeit, die Koordination von Maschinenarbeit, also maschinelle Schienenbearbeitung, schleifen, fräsen schweissen und Berichtigung der Fahrbahngeometrie in Form von Stopfen, sowie die Disposition von Personal, Material, Sperrungen. Etwa alle 14 Tage bin ich auch auf einer Baustelle, meistens nachts.“ Ansonsten ist das Grossraumbüro in Erstfeld seine Arbeitswelt. „Hier plane ich meine Baustellen häufig über ein Jahr voraus. Natürlich kann sich aber auch da was ändern, wenn etwas Tagesaktuelles dazwischenkommt.“

Ob er seinen Umstieg nie bereut hat? Schuler winkt ab. „Manchmal vermisse ich die körperliche Arbeit, diese habe ich immer sehr gern gemacht“, lässt er dann doch noch ein bisschen wehmütig durchblicken. „Und die direkte Sprache auf der Baustelle, kumpelhaft, manchmal ein bisschen rauh, aber immer ehrlich und herzlich.“ – Bei seiner jetzigen Tätigkeit hat Schuler viel Austausch mit seinen Berufskollegen auf den Gleis-Baustellen. Tauschen möchte er dennoch nicht mehr: „Ich habe einen kurzen Arbeitsweg ins Büro und zurück und abends noch Energie für meine Hobbies wie Biken, Joggen oder Eishockey spielen. Das war vorher nach einem langen Tag auf dem Bau häufig anders.“

Für die Zukunft sieht er viele Chancen: „Als ich zu den SBB wechselte war die Bahn schon sehr digital, ich denke das bietet mir auch für die Zukunft allerhand Möglichkeiten.“

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